


Jörg Dörwald
Detailliert ausgearbeitet sind die Fenster, Räder und Laternen dieser vergoldeten Kutsche, vor die vier ebenso goldene Rentiere gespannt sind. Mit einem guten Auge fürs Detail hatte Jussef Fakhro (21) zusammen mit einem Ausbildungskollegen zwei Wochen lang an diesen) Stück Feinarbeit aus Metall gewerkelt. „Wir haben einfach angefangen zu bauen und zum Schluss kam das raus“, erklärt der angehende Metallbearbeiter. Kurz nach der Eröffnung des 7. Weihnachtlichen Handwerkermarktes im Kolping‑Berufsbildungswerk am Zehnthof hatte das Schmuckstück dann auch schon einen Abnehmer gefunden.
An rund 34 Ständen zeigten die lernbehinderten Auszubildenden des Kolping-Bildungswerkes nun ihr Können und verkauften handwerkliche Arbeiten, aber auch Kulinarisches zum kleinen Preis. So zum Beispiel einen so genannten „Besäufniskasten“, also einen Flaschenbehälter mitsamt einer Halterung für zwei Pinnchen.
Aber auch Serviertabletts, schön ausgearbeitete Vogelhäuschen oder Küchenbretter konnten die Besucher am Stand der Holzbearbeiter und Tischler erstehen. Praktische Schneidebretter aus glatt poliertem Buchenholz hatte etwa Markus Gerigk gefertigt. „Ganz am Anfang hätte ich das nicht so hingekriegt“, so Gerigk, der sich nun im 2. Ausbildungsjahr befindet. .,Es macht eigentlich auch doll Spaß“, sagt der 19-Jährige über seinen Ausbildungsberuf, denn „man lernt auch viel.“


Einen ganz besonderen Auftrag hatten die angehenden Met all- und Holzbearbeiter wie auch Tischler bis zum diesjährigen Handwerkermarkt gemeinsam zu stemmen: Sie sollten einen neuen Altar und Ambo für die kleine Kapelle im Kolping-Berufsbildungswerk entwerfen und bauen.
Ein neuer Altar
Dominik Zörner (21), der nun im dritten Jahr seiner Ausbildung zum Tischler steht, erklärt die Herangehensweise: „wir haben uns zuerst den Raum angeguckt und unterhalten, was man verändern kann. Der alte Altar war zu mächtig“ Daraufhin haben die Azubis dann eigene Skizzen angefertigt, von denen schließlich die beste anonym ausgewählt worden ist. Nach knapp vier Wochen war’s dann geschafft und die Kapelle hatte ihren neuen Altar plus Ambo. Die metall-hölzerne Combo überzeugt dabei gerade durch ihre Schlichtheit und fügt sich gut in die kleinen Raum ein. Gesegnet wurde sie schließlich auch zum Beginn des weihnachtlichen Handwerkermarktes von Kolping Diözesanpräses Detlef Steinrötter.

280 lernbehinderte Jugendliche zwischen 16 und 22 Jahren werden derzeit in 22 Ausbildungsberufen im Kolping-Berufsbildungswerk ausgebildet. Die Palette der Berufe reicht vom Kfz-Servicemechaniker über den Verkäufer, (Bei-)Koch, Friseur und Modeschneider bis zur Fachkraft für Möbel-, Küchen-und Umzugsservice. Michael Endraß vom Berufsbildungswerk erklärt: „Die Auszubildenden kommen von Förderschulen. Auf dem Ausbildungsmarkt draußen hätten sie keine Chance.“
Hier bei Kolping werden sie dagegen gezielt und individuell gefördert. Darum kümmert sieh vor allen das so genannte .“Rehateam“, das aus Ausbildern, Berufsschullehrern und Erziehern besteht und seine Schützlinge über die ganze Ausbildungszeit hinweg begleitet. Wichtig sei es dabei, dass kleinere Lernschritte gemacht werden, die Sprache einfach ist und der Unterrichtsstoff oft wiederholt wird. Die Lehrer erhalten hierfür eine spezielle Zusatzausbildung. Die Abschlussprüfungen werden natürlich auch vor der Handwerkskammer, der Landwirtschaftskammer oder der Industrie- und Handelskammer abgelegt.
Während ihrer Ausbildung leben die meisten jungen Menschen im Jugendwohnheim, das direkt an das Berufsbildungswerk am Zehnthof angeschlossen ist. Diejenigen; die selbstständig und eigenverantwortlich genug sind, haben auch die Möglichkeit, eine Wohnung in der Stadt zu beziehen.


