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Steeler Kurier November 2018
Steeler Kurier November 2018
Steeler Kurier März 2018

Den vergangenen Mitt­woch werden 27 Auszu­bildende des Kolping-Berufsbildungswerkes wohl so schnell nicht vergessen. Den SPD-Landtagsabge­ordneten Frank Müller, der im Kolping-Berufsbil­dungswerk (KBBW) am Zehnthof 100 beim Tag der offenen Tür und eigenem Praxistag schon viel lernen konnte, kannten sie be­reits – seinen Arbeitsplatz, den Düsseldorfer Landtag, sollten sie kennenlernen.

VON MAREIKE SCHULZ

Fröhlich gelaunt stiegen die Auszubildenden in den eigens georderten Reise­bus und Michael Endraß, im KBBW zuständig für die Presse- und Öffentlichkeits­arbeit und das Qualitäts­management, der die Fahrt nach Düsseldorf organisiert hatte, zählte durch. „Alle da, es kann losgehen!” Und das ging’s relativ flott, so dass man – trotz höherem Ver­kehrsaufkommen bedingt durch Streiks der Busse und Bahnen in Düsseldorf – be­reits eine halbe Stunde vor der geplanten Besuchszeit am Landtag war. Die Stim­mung? Gut! Aufregung?

Eher nicht… das sollte sich dann aber flugs ändern. „Wir müssen durch eine Sicherheitskontrolle?”, fragten die ersten jungen Besucher un­gläubig. Rein in den Landtag und vom Besucherdienst gab es erst einmal eine Einfüh­rung. Warum der Landtag in Düsseldorf steht, warum nur SPD und CDU riesige Sitzungstürme haben und dass man sich gerade im Sit­zungssaal der Afd-Fraktion befände, wurde erklärt. Die Besucher aus dem KBBW hörten aufmerksam zu und auf dem Weg in die Land­tagskantine, wo den jungen Besuchern ein schmack­haftes Frühstück serviert wurde, stieg dann auch die Spannung. Schließlich sah der nächste Programmpunkt den Besuch der laufenden Plenarsitzung vor. „Ein inte­ressantes Thema wird gleich diskutiert”, freute sich auch Michael Endraß, der gemein­sam mit KBBW-Gesamtleiter und Geschäftsführer Andreas Stahl sowie vier Lehrern und Ausbildern die Gruppe begleitete. Thema war am frühen Mittwochvormittag das „Diesel-Fahrverbot” und entsprechend hitzig wurde die Debatte geführt. Frank Müller war im Plenarsaal schnell ausgemacht. „Da ist er”, stellten zwei Auszu­bildende aus dem Bereich Holztechnik fest, die den Landtagsabgeordneten be­reits bei seinem Praxistag im KBBW in die Arbeitswelt der Fachpraktiker für Holzverar­beitung eingeführt hatten.

Dann endlich ging’s zum großen Meet & Greet mit dem Landtagsabgeordneten, der seine Besuchergruppe schon fröhlich vor dem Sitzungssaal begrüßte. Das Wort hatte zunächst Frank Müller, der noch einmal auf die gerade erlebte Plenarsit­zung einging und anschlie­ßend ermutigte: „Jetzt sind Sie dran! Fragen Sie, was Sie schon immer mal wissen Wollten… Feuer frei!”

Fragen, davon hatten die Besucher viele. Was hält der MdL von den Fahrver­boten? Wie kann man sie umgehen? Was sagt er zur Jugendarbeitslosigkeit und wie steht er zur Altersarmut? Warum gibt die Politik nicht endlich Marihuana frei und besonders: „Wie sind Sie zur Politik gekommen und welche Tipps haben Sie für junge Menschen, die auch mal politisch aktiv werden möchten?

Frank Müller schlug sich – wie man es vom sympa­thischen Politiker gewohnt ist – bestens im selbst ent­zündeten „Frage-Feuer”. Von Diesel-Fahrverboten halte er nichts, Politik habe nun die Aufgabe Alternativen zu entwickeln und zu fördern (z.B. Ausbau des ÖPNV), um attraktive Alternativen für Autofahrer zu schaffen und vor allem müssen die Mess­stellen und Messwerte noch einmal genau unter die Lupe genommen werden. Die Ju­gendarbeitslosigkeit sieht er ebenso wie die Altersarmut als Gefahr für die Gesell­schaft an. Arbeit müsse sich lohnen, daher sei ihm der Mindestlohn noch zu niedrig angesetzt. Und Jugendliche müssen Chancengleichheit haben, egal welchen Bil­dungsstand sie haben. „Kein junger Mensch darf sich ausgegrenzt fühlen”, unterstrich er. „Marihuana legalisieren halte ich für medizinische Zwecke für sinnvoll und ich denke, es gibt viel ge­fährlichere Drogen als das berühmte Tütchen Gras”, bemerkte er und gewann damit vollends die Aufmerk­samkeit seiner Besucher. Er mahnte jedoch auch an, dass man wie mit Alkohol und Zigaretten auf die Gefahren hinweisen und vor allem Kinder und Jugendliche schützen müsse. Die wohl spannendste Frage stellte Ann-Kathrin Klinger von der Teilnehmervertretung des KBBW. Nämlich wie der poli­tische Werdegang von Frank Müller war und welche Tipps er habe. Müller umriss kurz

seinen Start in der SPD und gab allen mit auf den Weg: „Ich wollte immer etwas bewegen und das kann man gut in der Politik. Heute gebe ich Kindern und all denen, die sich vielleicht nicht in die erste Reihe trauen, eine Stimme.”

Die eine Stunde Diskussi­onrunden-Zeit mit dem MdL reichte bei Weitem nicht aus, so dass Müller anbot: „Wenn noch so viele Fragen sind, komme ich gerne nochmal zu Ihnen ins Berufsbildungs­werk.” Dieser Vorschlag fand großen Anklang, auch beim Gesamtleiter des KBBW, An­dreas Stahl. „Sie sind jederzeit willkommen und herzli­chen Dank, dass wir hier sein durften.” Bevor der Reisebus zurück zum Zehnthof fuhr, gab es noch Gelegenheit, die Düsseldorfer Altstadt zu be­suchen. Hier ließen viele be­reits den Besuch im Landtag Revue passieren und Andreas Stahl unterstrich, wie wichtig solche Tage für die jungen Menschen seien. „Man sieht ja, das Interesse ist groß und das finde ich wichtig”, sagte er. „Wir möchten ganz­heitlich fördern und dazu gehört auch, dass unsere Teilnehmer politisch gebildet werden und eine eigene poli­tische Meinung entwickeln.”

Dass dieser Landtagsbesuch nicht ohne Folgen bleibt, ist spätestens seit Frank Müllers Angebot, wieder an den Zehnthof zu kommen, klar. Michael Endraß plant aber auch, den Auszubildenden nach dem Landtagsbesuch auch einmal das Arbeiten im Deutschen Bundestag zu zeigen. Und Ann-Kathrin Klinger teilte am frühen Abend in den Sozialen Medien mit: „Herr Müller hat mich bestärkt in meiner Entscheidung selbst in die Politik zu gehen”.

Steeler Kurier März 2018
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